Altan Verlag

Bücher

Volker Ladenthin

Jerry Cotton
Gedichte

  • Gedichte
  • Paperback
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • ISBN: 978-3-930472-06-2
  • Preis: 10,00 Euro

Kapitel

Seiten

Dass Jerry Cotton Gedichte schreibt, war bisher nicht bekannt. Aber zu vermuten. Wer ein Romanwerk von insgesamt über 3.300 Romanen schreibt, dem kommen auch gelegentlich Gedichte unter. Gelegenheitsgedichte. Sie mögen am Schreibtisch in Form gebracht worden sein – ihr Quell aber ist der harte Alltag eines G-Man. Die Aktion. Die Melancholie. Die Langeweile.

Hier entstehen Stimmungen, die man zwar am Schreibtisch verschriftlichen, aber nicht finden kann. Und die man nicht erfinden kann. Geschrieben aus einer existenziell dichterischen Haltung zur Welt, die es sich nie leicht macht: »Jede Frage bedeutete für mich echte Qual.« (Volker Ladenthin)

Jerry Cotton, in Harpers-village, Connecticut (USA) als Jeremias Cotton geboren, wurde an der FBI-Akademie in Quantico, Virginia, ausgebildet und arbeitet seitdem als FBI-Agent in New York. Er ist »der smarte G-man«. der »uns allen einen Sinn für Großstadt und Gerechtigkeit beigebracht« hat. Das Geburtsdatum von Jerry Cotton werden vom FBI und vom Verlag geheim gehalten

Der Herausgeber Volker Ladenthin war bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2019 Professor an der Universität Bonn und hat auch zum deutschen Kriminalroman geforscht.

Die Illustrationen stammen von der japanischen Künstlerin Chiyori Takanashi aus Kyoto, die sich den Namen Jikan gegeben hat. Zum zweiten Mal überhaupt hat Jikan hier Illustrationen für ein Buch angefertigt.

Auszug

Nicht die geringste Kleinigkeit

In den Hinterhof drang
auch um diese Tageszeit
kein Sonnenstrahl.

Mülltonnen standen
herum, eine davon
umgekippt.

In einer Ecke türmte sich
Schrott, an den Rückfronten
der Häuser mit ihrem Gewirr
eiserner Feuerleitern
klebten ein paar verfallene Schuppen.

Eine Frau, die
Kartoffelschalen
in den Hof warf.

Ebenso

Das Haus war kaum mehr als eine Ruine.
Es sah aus, als hab es seinen Einsturz schon
für die nächsten vierzehn Tage vorgesehen.

Die Tür zur Straße ließ sich nicht mehr schließen,
geschweige denn absperren.
Die hölzerne Treppe, die hinaus zu den
oberen Stockwerken führte,
wackelte wie die Planken eines morschen Bootsstegs,
im hölzernen Geländer fehlten Sprossen.

Der Boden war bedeckt
mit einer dichten Schicht Staub und Kalk,
der von der Decke gefallen war,
darin geringe Spuren von Farbe,
die von den Wänden bröckelte.
Taubenkot in der Schmutzschicht auf dem Boden.

Neben der Tür ein Emailleschild, das
in seinem langen Leben
Schläge abbekommen hatte.

Der Name Higgins war zu entziffern
in einer Schrift, die schon vor 50 Jahren
altmodisch gewirkte haben musste.

Wer dieser Higgins war,
wusste kein Mensch mehr.

Obdachlose lebten hier,
bis sie an einer Überdosis Kokain starben.
Drei Wochen später waren sie ebenso
in Vergessenheit geraten
wie Mr. Higgins.

Hurrikangeheule

Die Kaschemme verriet sich
durch schreiende
Neonreklame und durch ein
Jazzgeheule, das zwei
Straßen weit zu hören war.

Gruppen
von Jugendlichen
standen
vor dem Laden
herum, nicht nur
junge Neger,
sondern auch Weiße. Auch Girls
befanden sich
darunter.

Als wir die Tür aufstießen,
umheulte uns der Jazz
wie ein Hurrikan.

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