Volker Ladenthin / Werner Zillig

Erkenntnis. Ein Dialog

  • E-Mail Dialog
  • Paperback
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • ISBN: 978-3-930472-55-0
  • Preis: 17,00 Euro

Inhalt

Zwei unterschiedliche Ansätze der Erkenntnistheorie ringen miteinander:

Ja, wir können Erkenntnisse haben, ansammeln! Wir sind auf einem guten Weg!

Und:

In der Wissenschaft, der Technik und im Alltag gibt es ›Kenntnisse‹; aber in den großen letzten Fragen, dort, wo wir von den großen letzten ›Erkenntnissen‹ sprechen, sind wir nicht weitergekommen. Immerhin: Die Gründe für dieses Scheitern lassen sich benennen.

Auszug

Vorwort

 
Wir sollten es wohl einfach zugeben: Wir hatten uns, nachdem wir diesen langen E-Mail-Dialog ›Alle meine Vorurteile. Ein Roman beendet und in Buchform gebracht hatten – wir hatten uns an diese Form des Schreibens gewöhnt. Ein schneller Gedankenaustausch per E- Mail. Das Prinzip, das Heinrich von Kleist in seiner kleinen Schrift ›Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden‹ vorgestellt hat, wird abgewandelt: Die Gedanken werden beim E-Mail-Lesen und -Schreiben entwickelt.

Das neue Thema für einen Dialog war schnell einvernehmlich gefunden. In dem Buch, das wir inzwischen abkürzend Vorurteile / Roman nennen, sind im Register nur drei Stellen aufgeführt, an denen wir uns mit dem Stichwort ›Erkenntnis‹ beschäftigt haben. Hinzu kommen zweimal einige Überlegungen zu der Frage, ob die erzählende Literatur und insbesondere der Roman wohl eine eigene Form der Erkenntnis hervorbringen, und schließlich, zur Seite 196, noch der etwas geheimnisvoll anmutende Eintrag ›Erkenntnis, unendliche ~‹. Der Eintrag verweist auf einen Satz von Max Bense, der da zitiert wird und lautet: »Man könnte also den Versuch wagen, die daseinsrelative Stufe, auf der die Gegenstände der klassischen Physik sich befinden, der endlichen Erkenntnis zuzuordnen.« Was also, das sollte das Thema sein, sagen wir zum Thema ›Erkenntnis‹ und, das Stichwort ist nahebei, zum Thema ›Erkenntnistheorie‹?

Wir haben uns wieder begeistert und dabei immer wieder die Feststellung gemacht, dass wir, obwohl ziemlich gleich universitär sozialisiert, doch sehr unterschiedliche Grundannahmen haben. Der eine, Volker Ladenthin, auf den deutschen Idealismus ausgerichtet und mit einem eigenen erziehungswissenschaftlichen Ansatz. Der andere, Werner Zillig, als Linguist durch die Schule der Analytischen Philosophie gegangen, will die großen Begriffe ›der Mensch‹, ›die Freiheit‹ und eben auch ›die Erkenntnis‹ zuerst einmal analysieren. Manchmal will er sie auch einfach verwerfen. Zu welchen Schlussfolgerungen und Weiterentwicklungen diese unterschiedlichen Vorannahmen führen, kann man anschließend nachlesen.

Und dann noch das: Wie ehrlich soll man sein, wenn ein solcher Dialog abgeschlossen ist und man, wie das so ist, am Ende das Vorwort schreibt? Natürlich kann die Antwort auf diese Frage nur lauten: Man soll ganz und gar ehrlich sein! Nun denn, wenn wir das zur Maxime erheben, dann kommen wir nicht darum herum, auch noch das Folgende festzuhalten: Zwischendurch war da auf einmal die Idee, dass man, wenn wir schon spielerisch-grundsätzlich an das Thema ›Erkenntnis‹ herangehen wollen und die erzählende Literatur dabei wieder eine Rolle spielen soll – ja, dass man dann prüfen sollte, was sich wohl ergäbe, wenn zwei junge Frauen darangehen, zusammen einen Roman zu schreiben? Welche Rolle würden da Fragen der Erkenntnistheorie spielen? Natürlich waren wir uns von Beginn an der Risiken bewusst, die diese Idee in sich barg. Andere, denen wir von dem Vorhaben berichteten, hoben denn auch warnend den Zeigefinger: ›Nein, das geht heute, in einer Zeit, in der allein schon die Dreadlocks einer jungen weißen Frau das Schlagwort von der ›kulturellen Aneignung‹ auf den Plan rufen, ein Schlagwort, das anschließend durch die Zeitungen geht – nein, das mit den jungen Frauen geht auf keinen Fall!‹

Wir haben uns diesem Urteil gefügt. Fast. Im Kapitel ›Erkenntnisse im Roman‹ findet sich sozusagen die Hintergrundstrahlung dieser Idee. Und diese Hintergrundstrahlung folgt jener großen Frage der erzählenden Literatur, die da lautet: Kann man sich in andere Menschen und in ihre Sicht auf die Welt wirklich hineinversetzen?

Im Oktober 2023
Volker Ladenthin & Werner Zillig